Ein Tabakglas entsteht
Die Waldler nennen sie liebevoll "Bixl", die als Wahrzeichen des Bayerischen Waldes bekannten und von einem großen Sammlerkreis heute begehrten Schnupftabakgläser.
Waren sie früher ein Gebrauchsgegenstand, in dem der Eigner den zu konsumierenden Schnupftabak aufbewahrte, haben sie sich heute zu einem Sammelobjekt entwickelt. Darauf haben auch Hersteller und Veredler reagiert, und viele der Gläser sind mittlerweile wahre Kunstwerke aus handwerklicher Meisterleistung und gestalterischem Können.
Faszinierend ist es, das Entstehen so eines Glases mitzuverfolgen. In den nun 25 Jahren meiner Sammeltätigkeit habe ich das schon einige Male erleben dürfen. Mit unglaublicher Präzision und Geschwindigkeit folgt Arbeitsschritt für Arbeitsschritt und in weniger als einer halben Stunde kann man das noch rotglühende Endprodukt bestaunen.
Hier gezeigt ist der Werdegang eines farbigen Transparentglases mit vier Mascherlstäben, also die Fertigung eines Rohlings für die Weiterveredlung. Geschaffen von Rainer Pscheidl, Glasmacher an der Glasfachschule Zwiesel, wo freitags "privatelt" werden darf...
Erster Schritt ist die Herstellung des Kölbls (mit farbiger Innenblase) an der Pfeife, auf das später Kristallglas und die Mascherlstäbe aufgebracht werden. Die Grundform wird mit einem buchenen Wulgerholz hergestellt.
In einer stählernen Vorrichtung (sog. Optischer) hat der Glasmacher die Mascherlstäbe vorgerichtet und nimmt sie unter Einblasen auf das Kölb, das schon mit Kristallglas überstochen ist..
Immer wieder muß die Glasmasse neu erwärmt werden, um sie weiter geschmeidig verarbeiten zu können. Hier sind noch gut die aufgebrachten Mascherlstäbe zu sehen.
Mit der Schere drückt der Glasmacher die Mascherlstäbe in die glühende Glasmasse
Mit der Kante des Wulgerholzes wird der Kragen des Büchsl und die Blase geformt
Nach dem Plattdrücken der Blase wird das Büchsl mit der Schere "abgekragelt" und ans Hefteisen genommen
Hier ist das Büchsl schon (umgekehrt) am Hefteisen und wird erneut erwärmt, um den Kragen endgültig formen zu können.
Am Bankl sitzend formt der Glasmacher den Kragen und bestimmt dabei die Öffnung des Loches. Dies ist eine hohe Kunst, böse Zungen behaupten "manche lernen's nie"! Rainer jedenfalls kann's!
Alles gerade? Auch letzte Korrekturen nur mit der Schere - das Ganze ist ja immer noch rotglühend!
Für mich ein Moment großer Magie - der Glasmacher betrachtet sein Werk!
Dann geht das fertigen Büchsl zum langsamen Abkühlen in die Kühlstraße
Die wahren Könner ziehen aus dem Rest an der Pfeife noch einen gläsernen Stopsel. Echte Sammler können die Glasmacher an der Form dieser Stopsel erkennen.
Bei dem gezeigten Produktionsvorgang stellt Rainer Pscheidl Rohlinge her, wie den links gezeigten mit 4 Mascherlstäben. Sie werden dickwandig ausgearbeitet, damit der Veredler (Thomas Kufner) z.B. mit einem Walzenschliff tief in das Glas hineinarbeiten kann. Rechts ist ein fertig ausgearbeitete Bixl von diesem Typus zu sehen.